Hans-Josef Heck
Freisein und unseren Heranwachsenden Chancen zu öffnen
erfordert ein bewusstes Wollen und sich stark zu machen
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Version 0.3.0c - 25.-30.05.2016/10.08./30.09./31.10./07.11./21.12.2017
Um unser Bewusstsein bewusst nutzen zu können, müssten wir
dies wirklich wollen. Aber offen und unerschrocken zu denken,
scheitert am eigenen Wollen. Wir setzen unerreichbare Ziele und
glauben dann jenen, die uns diese versprechen. Wir wünschen uns,
ewig zu leben und
eine absolute Ordnung
zu finden.
Beides ist nicht erreichbar und Versprechungen nicht überprüfbar.
Aber weil unser Wollen so stark ist, glauben wir.
Und weil unser Wollen so stark ist, wird auch unser
Glaube so stark, dass wir bereit sind, alles dafür zu tun.
Weil wir Gemeinschaftswesen sind, wollen wir unbedingt
einer Gemeinschaft angehören. Es sind die Glaubens- und
Wertvorstellungen, die die Identität einer Gemeinschaft
ausmachen und weil wir diese Vorstellungen verinnerlicht
haben, ist es uns fast unmöglich, uns von den Glaubens-
und Wertvorstellungen dieser Gemeinschaft wieder zu lösen.
Um wozubezogen
handeln zu können. müssen wir uns
Modelle/Vorstellungen von dem schaffen, das uns umgibt.
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Ob unsere Modelle/Vorstellungen richtig sind
können wir nur dadurch überprüfen, dass
wir unser Wissen anwenden, dass wir handeln.
Weil Aussagen über
Ewigkeit oder
absolut nicht überprüft
werden können, können beliebige Denkwerke kreiert werden.
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Die meisten dieser Denkwerke nehmen für sich
in Anspruch, die Wahrheit zu besitzen.
Und jeder, der diese Aussagen seinem Handeln
nicht zugrunde
legen will, wird als "Nestbeschmutzer" oder als "Ungläubiger"
auf die eine oder andere Weise aus der Gemeinschaft ausgegrenzt:
verbannt, ignoriert, gemieden, verlacht, ... und manchmal
sogar mit dem Tode bedroht.
Manche Gemeinschaften haben begonnen, das Unüberprüfbare
als Maßstab des Miteinander nicht mehr zuzulassen.
Weil dies der wohl einzige Weg ist,
in Frieden miteinander zu leben.
Wir versuchen in Grundrechten das Recht auf Selbstbestimmung
jedes Einzelnen und die Rechte der Gemeinschaft in Einklang
zu bringen.
Wenn unser Wissenschaffen und unser Handeln überprüfbar
sein sollen, dann müssen wir unserem Schaffen das
Grundprinzip allen Geschehens zugrunde legen.
Weil aber die Wissenschaft dieses Grundprinzip noch
nicht zur Kenntnis genommen hat, hat sie, wohl historisch
bedingt, die "imaginäre" Funktion
Wahrheit übernommen,
womit nicht das Gegenteil von
Lüge gemeint ist:
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Die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) hat in ihrer
Denkschrift zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
festgehalten:
"Forschung im idealisierten Sinne
ist Suche nach
Wahrheit." °)
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Weil wir bis heute nicht bewusst erkannt und verstanden
haben, dass es erforderlich ist, eine Funktion zu setzen,
und weil wir - historisch bedingt - nicht gewagt') haben,
eine Funktion zu setzen, fehlt uns die Einsicht und die
Erfahrung, dass man die Funktionen unseres Schaffens
nicht finden kann, eine Suche daher "sinnlos", sprich
nicht funktional, ist.
Die Freiheit des Wissenschaffens, Forschens und Lernens
wird schon von Klein auf "in die Schranken gewiesen":
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Wenn man nicht das lernt, was vorgeschrieben wird,
erhält man kein Zeugnis. Das aber benötigt man,
um seinen Lebensunterhalt verdienen zu können.
Dass wir nicht lernen, forschen, wissenschaffen dürfen,
wie wir möchten, lässt uns nur am Anfang leiden: Wir
passen uns an, verinnerlichen, was man von uns erwartet.
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Wir müssen uns anpassen, um den Widerspruch
zwischen Wollen und Sollen aushalten zu können.
Von den 98% Kreativität, die wir noch in den ersten
Lebensmonaten besitzen, bleiben am Ende der Schul-
und Ausbildungszeit noch 2% übrig.
Körperverletzung ist bei uns strafbar geworden, aber die
Verletzung der Persönlichkeitsrechte unser Heranwachsenden ist
gesellschaftlicher Konsens.
Unser Grundgesetz schreibt in Artikel 2 fest:
"Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner
Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt ..."
Nur gilt dieses Recht bis heute nicht für unsere Heranwachsenden.
Selbstdenken ist zwar nicht verboten, aber man hat es uns
"abgewöhnt". Wir wollen nicht mehr selber denken.
Und wir wollen schon gar nicht, dass man unsere
Wert- und Glaubensvorstellungen in Frage stellt.
Viele Erwachsene, vielleicht sogar eine Mehrheit, werden
darauf hinweisen, dass alles gut gemeint sei und unsere
Heranwachsenden sonst nicht lebenstüchtig und
gemeinschaftsfähig werden würden.
Sie wollen aber weder einen Beweis dafür antreten noch
Gegenbeweise akzeptieren: Sie wollen ihre "Wahrheiten",
an die sie glauben, nicht infrage gestellt sehen.
Dass man Heranwachsenden das Grundrecht auf freie Entfaltung
entzieht, ist gesellschaftlicher Konsens und wird von uns nicht
als Verletzung der Persönlichkeit empfunden.
Der wirtschaftliche Druck auf die Eltern und
deren Sorge um die Zukunft ihrer Heranwachsenden
lässt keine Änderung dieser Situation erwarten.
°)
Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis - Denkschrift
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Safeguarding Good Scientific Practice - Memorandum
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Empfehlungen der Kommission
„Selbstkontrolle in der Wissenschaft“
Recommendations of the Commission on
Professional Self Regulation in Science
S.40, "2.1 Normen der Wissenschaft"
Print-ISBN 978-3-527-33703-3
© 1998, erste Auflage, WILEY-VCH Verlag, Weinheim
© 2013, ergänzte Auflage, WILEY-VCH Verlag, Weinheim
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"Helden der Aufklärung" – Die Macht des Wissens
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Fernsehbeitrag - Arte 2012
Die Grundessenz der Aufklärung nach Immanuel Kant, 1784:
"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"