Hans-Josef Heck
Die Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens
Version 0.7.8h - 18.01.-20.03./20.05.2018
Die Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens zu verstehen
ist wichtig für unser Wollen und wichtig für unser Überleben.
Weil das Universum hoch komplex ist, kann dieses Wissen über
die Gegebenheiten des Entstehens und Wachsens nicht einfach sein.
Es muss die Komplexität des Universums aufzeigen können.
Unsere Wissenschaft hat bisher
die
Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens,
das diese Komplexität bewirkt, nicht erkannt.
Deshalb sieht die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie ihre
Aufgabe als 'mission impossible' an (Schülein 2002/2016).
Dieses Traktat zeigt auf,
•
warum diese Aufgabe unerfüllbar schien und wodurch sie erfüllbar wird,
Um neues Wissen sich zu eigen zu machen, muss man es prüfen.
Wie man Denkwerke überprüfen kann,
ist eine Kernfrage und wird hier beantwortet.
Die Bedeutung der Worte, die wir verwenden,
engt unsere Vorstellung und unser Denken ein.
Wirklich Neues zu erdenken und zu bezeichnen
ist deshalb schwierig.
Inhaltsübersicht
•
01 Wissenschaffen über Wissenschaffen, aber bitte ohne Voraussetzungen
Das größte Hindernis wissenschaftlichen Arbeitens ist,
dass keiner weiß, wie man wissenschaffen muss.
Wissenschaffen über Wissenschaffen ist die
funktional erste aller Wissenschaften:
Wissenschaffen über Wissenschaffen setzt sich selbst voraus.
Das bedeutet, dass wir die Erkenntnisse, die wir über
das Wissenschaffen gewinnen, auch auf das Gewinnen
dieser Erkenntnisse anwenden müssen.
Deshalb ist das Wissenschaffen über das Wissenschaffen,
kurz die 'Wissenswissenschaft' eine Realwissenschaft.
Keine der charakteristischen Eigenschaften, die mit den
Bezeichnern 'Theorie' oder 'Philosophie' verbunden sind,
kann auf die 'Wissenswissenschaft' zutreffen.
Weil die Wissenswissenschaft selbstreferentiell ist, müssen schon
an dieser Stelle grundlegende Einsichten eingeführt werden.
* * *
Eine grundlegende Erkenntnis ist, dass wir
für jedes Denken und Handeln immer ein WOZU setzen müssen.
Das WOZU können wir auch als die 'Funktion', 'Zielfunktion'
oder 'Wirkung' unseres Denkens oder Handelns bezeichnen.
Das WOZU ermöglicht es, die Kriterien herzuleiten, die
notwendig sind, um überhaupt Entscheidungen treffen
zu können. Zum Beispiel was zu tun ist, damit
der agierende Prozess sein Ziel erreicht.
Es ist die Beliebigkeit als Grundgegebenheit allen Geschehens
die uns zwingt, ein WOZU zu setzen, die aber auch für das
Universum die Chance ist, sich zu entwickeln (Evolution)
und für uns die Chance freier Entfaltung ist.
Weil die Wissenswissenschaft eine Realwissenschaft ist und
weil die Wissenswissenschaft funktional die erste aller
Wissenschaften ist, können wir nicht mit selbst kreierten
Regeln der Logik Wissenschaffen über Wissenschaffen betreiben.
* * *
Die zweite grundlegende Erkenntnis ist, dass unser Denken
nicht nur Wissen schaffen muss, sondern dass es vier,
funktional grundverschiedene Denkwerke gibt.
•
Wir müssen Wissen gewinnen über die Welt, in der wir leben,
um unser Handeln funktionsgerichtet steuern zu können.
Was uns bisher nicht aufgefallen ist, aber nach kurzem Nachdenken
einsichtig wird, ist, dass man nicht alle Denkwerke auf dieselbe
Art und Weise gewinnen, darstellen, überprüfen und verwenden
kann wie Wissen über die reale Welt:
•
Wir vereinbaren und kodifizieren Regeln, wie wir miteinander
umgehen wollen. (Ethik,Recht, ...)
•
Wir kreieren neue Entitäten oder neue Regeln, manchmal ganze
Welten (Design,Konstruktion,Logik,Spiele,Kunst,Musik, ...)
•
Und wir müssen für jede einzelne dieser drei funktional
unterschiedlichen Denkwerke Darstellungs- und
Dokumentationsmöglichkeiten generieren, weil wir diese
Denkwerke miteinander teilen möchten und weil wir sie
speichern möchten. Wenn wir sie speichern können, können
wir sie nicht nur später nutzen, sondern auch weitergeben
an die kommenden Generationen.
Dies gilt natürlich ebenso für diese Darstellungs- und
Dokumentationsmöglichkeiten.
* * *
Das erste WOZU allen Wissenschaffens muss gegeben sein,
wenn wir einem Zirkelschluss oder einen Unendlichen Regress
vermeiden wollen; ein WOZU, das anwendbar und überprüfbar ist:
Die Beliebigkeit in der Funktionsweise des naturgegebenen
Geschehens erlaubt beliebige Entscheidungsverfahren
(-> • 64 Stufen der Evolution)
•
02 Funktionalität, nicht Kausalität, bildet das Universum
FUNKTIONALITÄT nicht KAUSALITÄT
ist das, was wissenschaftlich von Bedeutung ist.
Das, was das Universum ausmacht, ist interagierendes Geschehen.
Jedes Geschehen ist die WIRKUNG aller Geschehen.
Jedes Geschehen ist beeinflusst von allem, was gerade
geschieht, und von allem, was geschehen ist.
Alles Denken und Handeln, alles Geschehen, hat ein Wirkung.
Wir wollen Wissen schaffen:
•
Entweder um planen zu können, wie wir eine
von uns gesetzte Wirkung erzielen können,
eine Wirkung, die noch eintreten soll.
•
Oder um heraus zu finden, wie es zu einer
bestimmten Wirkung gekommen ist,
einer Wirkung, die bereits eingetreten ist.
Immer ist die WIRKUNG der Bezugspunkt.
Nur die WIRKUNG kann Bezugspunkt sein,
•
weil die Wirkung das Ergebnis ALLEN Geschehens ist.
•
weil die Wirkung, das WOZU, das ist, was wir wissen wollen
oder das ist, was wir erreichen wollen.
Seit Jahrtausenden befasst sich der Mensch erfolglos
mit dem WIE des Wissenschaffens. Er hat nicht erkannt,
•
dass Antworten nur dann verwendbar werden,
wenn die Fragen von einem WOZU begleitet werden,
•
dass das WOZU der Verwendungszweck der Antwort ist,
•
dass
wir das WOZU setzen müssen.
•
03 Beliebigkeit, nicht Regelmäßigkeit, ist die Grundgegebenheit
Weil wir das Wissen um Regelmäßigkeit benötigen,
um Prozesse wozugerecht planen und steuern zu können,
ist menschliches Denken bisher auf Regelmäßigkeit fixiert.
Dass aber Beliebigkeit erst die Chance eröffnet,
planen zu können, ist uns nicht bewusst geworden.
Deshalb konnten wir auch nicht entdecken, dass erst
die Beliebigkeit des Interagierens von Geschehen zu der
Regelmäßigkeit führt, die Geschehen existent werden lassen.
•
04 Kausalität blockiert unser Wissenschaffen und Forschen
Dass wir naturgegeben nach Wissen suchen müssen, hat uns
intuitiv zu der Erkenntnis geführt, dass die Grundgegebenheit des
gesamten Universums ein Geschehen von
Ursache und
Wirkung ist.
Die Wissenschaften, die sich mit dem Wissenschaffen befassen,
versuchen seit Jahrtausenden
mit Hilfe selbst kreierter Regeln der Logik diese
realwissenschaftliche Gegebenheit zu untersuchen.
Sie haben die Ursache als Bezugspunkt gewählt und
sprechen daher vom einem
Kausalitätsprinzip.
Das Wissenschaffen über das Wissenschaffen blockiert sich
damit selbst - aus drei Gründen:
•
Es wurde kein WOZU gesetzt (WOZU = mission, Funktion).
Das für Studenten grundlegende Werk von Schülein und Reitze
Wissenschaftstheorie für Einsteiger (WUB Facultas 2002/2016)
kommt zu dem Schluss:
"Die Aufgabe der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie
hat sich als
mission impossible herausgestellt."(S. 28).
•
Selbst kreierte Regeln (der Logik) sind nicht anwendbar.
•
Nicht die
Ursache, sondern die
Wirkung setzt das Kriterium,
das für die Steuerung des Geschehens notwendig ist:
Dies gilt sowohl für die Entwicklung des Universums
als auch für alles menschliche Denken und Handeln.
•
05 Logik ist kein Werkzeug des Wissenschaffens
Die Idee, die Logik auf das Wissenschaffen vom Wissenschaffen
anzuwenden, dürfte dadurch entstanden sein, dass die Mathematik
sehr erfolgreich für die Realität verwendet werden konnte.
Die Mathematik kreiert Regelmäßigkeit zwischen Entitäten.
Weil das, was existiert, nur deshalb existiert, weil es regelmäßig ist,
musste man nur die "passende" der Mathematiken finden oder
schaffen, um die Wirklichkeit als Modell darstellen zu können.
Weil man mit diesen Modellen planen kann, kann man überprüfen,
ob die Modelle, die man geschaffen hat, funktional sind.
Wissenschaffen über Wissenschaffen kümmert sich um das
Verhältnis der Wirklichkeit zu den Modellen, um Modellbildung.
Unsere Fähigkeit, funktionale Modelle von der Wirklichkeit
zu schaffen, entscheidet darüber, ob unser Denken und Handeln
erfolgreich sein wird.
•
06 Eine unerkannte Verklemmung blockiert unser Entscheiden
Weil wir, um zu überleben, gezwungen sind, Entscheidungen zu
treffen, sind wir auch gezwungen, das notwendige WOZU zu setzen.
Wir haben als Heranwachsende die WOZUs der Gemeinschaften
übernommenen und verinnerlicht, denen wir unser Leben und
unseren Überleben verdanken.
Das WOZU einer Gemeinschaft aufzugeben, könnte bedeuten,
sich aus dieser Gemeinschaft ausschließen. Denn es ist
das WOZU, das eine Gemeinschaft ausmacht.
Dies führt zu einer
Verklemmung:
Wenn wir nicht bereit sind, ein WOZU auf den Prüfstand
wissenschaftlichen Denkens zu stellen, dann macht dies jeden
Erkenntnisfortschritt und eine freie Entfaltung unmöglich.
Dass unser Denken und Handeln
ebenso funktioniert wie alles Geschehen,
ist uns vielleicht noch nicht bewusst geworden.
Aber verwunderlich ist dies auch nicht.
Ob dies wirklich so ist, können wir dadurch überprüfen,
dass wir die Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens
auf unser Denken und Handeln anwenden.
Alles ist Geschehen.
Geschehen können
beliebig
entstehen. Und wieder vergehen.
Unser Denken und Handeln
kann nur von dem ausgehen, was existent wird.
Damit ein Geschehen
existent wird, muss es
in gleicher Weise wiederholend,
also
regelmäßig ablaufen.
Das Existentwerden eines Geschehens bezeichnen wir als
Das Werden; ein existentes Geschehen auch als
Prozess.
Einen Prozess können wir
darstellen und
dokumentieren:
Wir zeigen auf eine
Eigenschaft und
vereinbaren einen
Bezeichner.
Um die Größe einer Eigenschaft dokumentieren
zu können, müssen wir für diese Eigenschaft einen
Maßstab generieren und miteinander vereinbaren.
Vergleichsmaßstab kann nur ein stabiler Prozess sein.
Dass ein Geschehen
regelmäßig ist, bedeutet auch,
dass dieses Geschehen
existent ist.
Nur wenn ein Geschehen existent wird, können wir
es darstellen, dokumentieren und verwenden.
Dargestellte Regelmäßigkeit bezeichnen wir als
Wissen.
Mit diesem Wissen sind wir in der Lage,
Prozesse zu steuern.
Das Gewinnen und Verwenden von Wissen haben wir fest im Griff.
Damit fliegen wir durch den Weltraum und damit machen
wir unseren Heimatplaneten für uns unbewohnbar.
Mit dem gewonnene Wissen können wir Ziele setzen und planen,
wie wir das Geschehen beeinflussen müssen,
damit wir die gesetzten Ziele auch erreichen können.
Mit dem gewonnene Wissen können wir auch nach den Ursachen
forschen, wie es zu einer bestimmten Wirkung gekommen ist.
Regelmäßigkeit
ist die notwendige Bedingung für
Existenz und
Verwendbarkeit.
Alles, was existent ist, jeder Prozess,
hat eine Wirkung auf anderes Geschehen:
Geschehen können
beliebig
mit anderem Geschehen interagieren.
Geschehen können
Geschehen so beeinflussen oder sich so miteinander verbinden,
dass ein
neuer Prozess entsteht, der
auch eine neue Funktion haben kann.
So
entwickelt sich das Universum:
Das Wachsen
Eine Entwicklung,
in der durch das Interagieren von Geschehen neue, komplexere
Prozesse mit neuen Funktionen entstehen, bezeichnen wir als
Evolution.
Die
Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens verbindet
Beliebigkeit und Regelmäßigkeit:
•
Die
Regelmäßigkeit des Ablaufs bewirkt
Existenz.
•
Die
Beliebigkeit des Interagierens ermöglicht
Evolution.
Die
Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens:
Alles verändert sich regelgemäß und interagiert beliebig.
Ein neues Geschehen ist immer die Wirkung von Geschehen.
Statt von der
Wirkung von Geschehen zu sprechen,
sprechen wir auch von der
Funktion oder dem
WOZU.
Wir Menschen haben schon früh erkannt,
dass die Grundgegebenheit des Universums Geschehen ist.
Das Nachfolgende muss überarbeitet werden, weil ...
2
Wir haben das, was wir beobachten konnten als einen Zusammenhang
angesehen, in dem zeitlich Frühere das zeitlich Spätere bewirkt.
Deshalb haben wir das zeitlich Frühere als "Ursache" bezeichnet.
Wir vermuten nach wie vor, dass dieser
Vorher-Nachher-Zusammenhang das ist, was
die Funktionsweise des Universums ausmacht.
(-> Brandenburgische ...)
In dieser Vorher-Nachher-Beziehung vermuten wir ein Prinzip, das
wir - historisch bedingt - als
Kausalitätsprinzip
bezeichnet haben.
Diese Vermutung greift viel zu kurz:
Das gesamte Universum ist ein Netz von Geschehen.
Jedes Geschehen ist die
Wirkung von und die
Ursache für.
2
Im Laufe der wissenschaffenden Entwicklung des Menschen
hat sich der Bezugspunkt der Betrachtung verschoben:
Von der Frage nach der Ursache des naturgegebenen
Geschehens zu wissenschaftlich überprüfbaren Antworten,
die die Wirkung des Geschehens im Blick haben.
Wissen, das wir geschaffen haben, verwenden wir
- entweder um zu planen, wie wir eine
von uns gesetzte Wirkung erzielen können,
eine Wirkung, die noch eintreten soll,
- oder um die Ursache zu finden, wie es zu einer
bestimmten Wirkung gekommen ist, einer Wirkung,
die bereits eingetreten ist.
Immer ist die WIRKUNG der Bezugspunkt.
Auch die Juristen gehen von der Wirkung aus,
wenn sie nach der Ursache suchen.
Die Bezeichner 'Kausalitätsprinzip' ist heute irreführend.
Das
Kausalitätsprinzip ist das Kernbeispiel dafür, warum unsere
Wissenschaften, die sich mit dem Wissenschaffen befassen,
³) "auf der Stelle treten".
Wieviel und wie lange schon über das Kausalprinzip nachgedacht
worden ist, zeigt die Seite zu Kausalität auf Wikipedia:
Das Inhaltsverzeichnis dieser Seite weist allein
35 Überschriften auf. (Abruf vom 06.03.2018)
Seit Jahrtausenden befasst sich der Mensch erfolglos
mit dieser Naturgegebenheit, weil er nicht erkannt hat,
dass Antworten nur dann verwendbar werden, wenn die
Fragen von einem WOZU, einer Funktion begleitet werden.
Den Verwendungszweck der Antwort,
das WOZU, die Funktion müssen wir setzen.
Wie sehr wir "auf der Stelle treten", zeigen die
Brandenburgischen Streitgespräche über
Kausalität⁰)
an denen 24 führende deutschsprachige Wissenschaftler
teilgenommen haben.
•
31 Die Konzepte des Werdens und Wachsens sind genial einfach
Das Konzept des Werdens ist genial einfach:
Geschehen, das sich wiederholt (wiederholbar ist),
ist regelmäßig und bleibt (potenziell) existent.
Das Konzept des Wachsens ist genial einfach:
Funktionale Einheiten werden verknüpft zu
komplexeren Einheiten mit einer neuen Funktion.
•
32 Universen verschränkter Funktionen
Weil alles Geschehen funktional ist und alles Werden
ein beliebiges Verbinden von Funktionen ist, schafft
das Werden des Universums wie auch
unserer Schaffen von Denkwerken
"funktionale Universen", Universen aus Geschehen,
die hierarchisch miteinander verschränkt sind.
Wenn ein Geschehen existent bleiben soll, muss die
Regelmäßigkeit seines Ablaufens gewährleistet sein.
Um die Beliebigkeit des Geschehens unter Kontrolle zu halten,
muss für jeden Moment des Ablaufens entschieden
sein, wie
der Prozess weiter ablaufen soll. Zum besseren Verständnis:
Von
Regelmäßigkeit sprechen wir dann,
wenn die Entscheidung über den weiteren Ablauf
schon getroffen worden ist und jetzt
nur noch vollzogen werden muss.
Bei einem
beliebigem Interagieren von Geschehen wird
erst im Nachhinein über das Existentbleiben entschieden:
Funktioniert oder nicht?: Bleibt existent oder nicht.
Auf der untersten Ebene, der Ebene physischen Geschehens, halten
Naturgegebenheiten den Ablauf eines Geschehens in seiner Bahn.
Es sind die Kräfteverhältnisse aus Anziehung und Abstoßung,
die zwischen zwei Elementen einer geteilten Einheit herrschen,
die das Geschehen bewirken und in seiner Bahn halten.
Diese Kräfteverhältnisse "steuern" das Geschehen.
Weil wir nach einem Steuern im menschlichen Sinne Ausschau
gehalten haben, konnten wir dieses "implizite Steuern"
im physischen Geschehen nicht entdecken.
Weil im Ablauf eines Geschehens in jedem Moment entschieden sein
muss, wie es weitergehen soll, müssen die Ablaufregeln entweder
im Geschehen selbst impliziert sein oder es muss ein
Steuerungsprozess den Ausführungsprozess begleiten.
Auf der Evolutionsstufe der Pflanzen sind die Anweisungen
für den Aufbau dauerhafter Strukturen und der Ablauf der
notwendigen Versorgungsprozesse in Genen kodifiziert.
Pflanzen reagieren auf Gegebenheiten der Umgebung.
Tiere können Anwendungstechniken einüben und erworbenes
Wissen zur Steuerung nutzen und an ihre Nachkommen
weitergeben. Wissen, das mental gespeichert wird.
Der Mensch hat die ersten Schritte unternommen, Wissen und
andere Produkte des Denkens darzustellen, zu dokumentieren
und diese Denkwerke zur Steuerung von Abläufen zu nutzen.
Beliebigkeit ist die Grundgegebenheit allen Geschehens.
Dies erscheint uns schwer verständlich.
Ein Grund dafür dürfte sein, dass wir erst jetzt die
Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens
entdeckt haben.
Beliebigkeit
ist die notwendige Bedingung für
Evolution und
Steuerbarkeit.
Das Werden des Lebens ist eine mehrspurige Evolution:
Die Evolution physischer Gegebenheiten.
Die Evolution biologischer Replikation.
Die Evolution mentaler Fähigkeiten.
Die Evolution bewusstheitsbasierter Fähigkeiten.
Dem Menschen sind in seiner Evolution Fähigkeiten zugewachsen,
die es ihm ermöglichen würden, den Deadlock, die Verklemmung
seiner Bewusstheit zu durchbrechen und auch seine Evolution
selbst in die Hand zu nehmen.
Der Mensch bemüht sich
- wahrscheinlich seit Anbeginn seines Denkens -
die Beliebigkeit in der Funktionsweise des naturgegebenen
Geschehens zu verstehen und beherrschbar zu machen.
Eine grundsätzlichere Fragestellung gibt es sicherlich nicht.
Die Wissenschaft konnte sich aber bis heute nicht konsequent
von unüberprüfbaren Setzungen im VORAUS frei machen.
Deshalb konnte sie auch nicht die naturgegebene Verklemmung
menschlichen Denkens erkennen, von der wir uns nur frei machen
können, wenn wir mit Bewusstheit über unser Wissenschaffen
nachzudenken.
•
61 Eine Selbstverständlichkeit hinterfragt man nicht
Die
Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens dürfte
das einzig mögliche Prinzip sein, das ein existentielles
Werden und evolutionäres Wachsen möglich macht:
Alles verändert sich regelgemäß und interagiert beliebig.
Dass wir trotz der fehlenden Erkenntnisse erfolgreich handeln
konnten und können, ist unseren Genen und unserem Lernen
zu verdanken. Andernfalls hätten wir nicht überleben können.
Eine Einsicht, die für alles Organische, für alles Leben, gilt.
Weil dies in unseren Genen verankert ist, ist uns
dieses Prinzip vertraut. Es ist selbstverständlich.
•
62 Bewusstheit, Intuition und Kreativität
Dass die
Beliebigkeit eine notwendige Eigenschaft ist,
ist eigentlich einsichtig und leicht zu verstehen:
Ohne die
Eigenschaft der Beliebigkeit
hätte das Universum weder entstehen
noch sich entwickeln können.
Es gäbe kein Leben.
Und uns wären die Fähigkeiten der
Bewusstheit, Intuition und Kreativität
nicht zugewachsen.
Fähigkeiten, von denen wir bisher kaum Notiz nehmen.
•
63 Freiheit der Entfaltung und Entscheidung
Über die Möglichkeiten, die sich aufgrund dieser Fähigkeiten
für uns eröffnen, haben wir bisher auch noch nicht nachgedacht.
Wenn wir die Chancen nicht erkennen, die uns
diese Fähigkeiten bieten, sind wir auch nicht in
der Lage, diese Chancen zu nutzen. Chancen, die in der
Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens verankert sind.
Beliebigkeit bedeutet für uns
Freiheit der Entfaltung und Entscheidung.
Was wir auch noch nicht wirklich erkannt haben ist,
dass es uns
nicht möglich ist,
nicht zu entscheiden:
Weil wir handeln müssen, sind
wir
gezwungen zu entscheiden.
Und damit wächst uns auch die
Verantwortung für unsere
Entscheidungen zu. Was konkret bedeutet, dass wir diejenigen
sind, die die Folgen ihres Handelns auch "erfahren" werden.
•
64 Stufen der Evolution
Ob durch Interagieren ein neuer Prozess möglich wird,
entscheidet sich - je nach Stufe der Evolution - verschieden.
Auf der untersten Ebene der Evolution, der Ebene physischen
Geschehens, entsteht ein neuer Prozess
zufallsbedingt.
Ob ein zufallsbedingt entstandener Prozess existenzfähig
ist, "entscheidet" das umgebende Geschehen:
Entweder bleibt der Prozess existent oder er
entsteht zufallsbedingt auf die gleiche Weise neu.
Auf der Evolutionsstufe der Pflanzen werden neuartige
Prozesse durch zufällige Veränderungen oder Kombinationen
der Gene bewirkt.
Ob diese Veränderungen dauerhaft werden, zeigt sich darin,
dass eine neuartige Pflanze überlebt und sich fortpflanzt.
Auf der Evolutionsstufe der Tiere können neuartige Tiere
durch ähnliche Mechanismen entstehen wie bei Pflanzen.
Viel entscheidender für das Überleben einer Art ist aber die
Lernfähigkeit und Lernbereitschaft der Individuen, veränderte
Umgebungsbedingungen zu erkennen und Wissen zu schaffen,
um diese Veränderungen nutzen und bewältigen zu können.
Das neue,
erfahrungsbestätigte Wissen wird von den
einzelnen Individuen gespeichert, genutzt und an die
nächste Generation weitergegeben.
Auf der Evolutionsstufe des Menschen sind alle
Möglichkeiten aller Evolutionsstufen verfügbar.
Darüber hinaus hat der Mensch die Freiheit, Beliebiges,
auch für ihn selbst Nachteiliges oder Zerstörerisches
zu wollen und zu realisieren.
Es kommt daher sehr darauf an, dass das Gewollte
bewusstseinskontrolliert gesetzt und durchgesetzt wird.
Wissenschaffen über Wissenschaffen
ist daher eine arterhaltende Notwendigkeit.
•
65 Jedes Handeln integriert vier Funktionen
Eine, für unser Denken und Handeln
grundlegende Erkenntnis ist:
Unser Denken schafft nicht nur Wissen
über das uns umgebende Geschehen.
Unser Denken schafft drei weitere - funktional grundverschiedene -
Denkwerke, die alle ein anderes WOZU haben.
Wichtig: Wir benötigen für jedes Handeln alle vier.
Weil dieses Wissen ebenfalls in unseren Genen
verankert ist, konnten wir erfolgreich Handeln.
Aber nach kurzem Nachdenken wird auch einsichtig, dass
man diese funktional grundverschiedenen Denkwerke
nicht auf dieselbe Art und Weise gewinnen, darstellen,
überprüfen und verwenden kann:
•
Wir gewinnen Wissen über die naturgegebene Welt, in der wir
leben, um unser Handeln funktionsgerichtet steuern zu können.
•
Wir vereinbaren und kodifizieren Regeln, wie wir miteinander
umgehen wollen. (Ethik,Recht, ...)
•
Wir kreieren neue Entitäten, manchmal ganze Welten.
(Design, Konstruktion, Logik, Spiele, Kunst, Musik, ...)
•
Und wir müssen für jede einzelne dieser drei funktional
unterschiedlichen Denkwerke Darstellungs- und
Dokumentationsmöglichkeiten generieren, weil wir diese
Denkwerke miteinander teilen möchten und weil wir sie
speichern möchten. Wenn wir sie speichern können, können
wir sie nicht nur später nutzen, sondern auch weitergeben
an die kommenden Generationen.
Dies gilt natürlich genauso für diese Darstellungs- und
Dokumentationsmöglichkeiten.
Weil jedes dieser Denkwerke eine andere Funktion unseres
Handelns abdeckt, also eine andere Funktion hat, können
Denkwerke unterschiedlicher Funktion nicht miteinander
verarbeitet werden. Denn jede Funktion hat ein eigenes WOZU,
von dem wir die Kriterien herleiten, die notwendig sind,
um entscheiden zu können.
So gehören zu den neuen Welten nicht nur Musik
und Spiele, sondern auch Mathematik und Logik.
Die Wissenschaften, die sich mit dem Wissenschaffen befassen,
machen keinen Unterschied zwischen
den Regeln, die wir in der naturgegebenen Welt entdecken,
und
den Regeln, die wir für neue Entitäten kreieren, manchmal
ganze Welten wie zum Beispiel für Mathematik und Logik.
Die Erkenntnis, dass wir mehrere Arten von Denkwerken
unterscheiden müssten, ist nicht wirklich neu.
(->
Kapitel 73: Die Verankerung wissenschaftlichen Denkens)
Neu ist aber die Erkenntnis, dass wir die Denkwerke der
unterschiedlichen Funktionen nicht miteinander verarbeiten
können.
Und neu ist auch, dass jedes einzelne Handeln
mehrere Funktionen hat und wir alle vier
Funktionen integrierend berücksichtigen müssen.
Und weil wir jede dieser vier Funktionen zu einem
eigenständigen Betrachtungsgegenstand machen können,
ist es nicht verwunderlich, dass wir auch vier funktional
unterschiedliche Denkwerke schaffen, auch wenn uns die
funktionalen Zusammenhänge nicht bewusst geworden sind.
Diese Zusammenhänge erscheinen uns beim ersten Hinsehen
kompliziert,
weil wir über jede dieser vier Funktionen
als eigenständiges Denkwerk nachdenken können,
oder
weil wir alle vier Funktionen
in einem Handeln integrieren müssen.
•
66 Das Verhältnis unseres Denkwerks zum Gegenstand des Denkens
•
661 Die Funktion eines Denkwerks
Das Problem, über das wir noch nicht intensiv genug nachgedacht
haben, ist die Frage, in welchem funktionalen Verhältnis unsere
Denkwerke zum Gegenstand unseres Nachdenkens stehen.
Diese Frage ist schon immer eine grundlegendes Problem gewesen,
wenn wir über die naturgegebene Wirklichkeit nachgedacht haben.
Mit der Entdeckung, dass unser Nachdenken sich mit VIER,
völlig unterschiedlichen, aber miteinander verschränkten
Funktionsbereichen unseres Handelns befassen muss,
betritt unsere Forschung Neuland.
Verunsichert sind wir wohl vor allem deswegen,
weil wir mit der Einsicht noch nicht umgehen können,
dass wir für jede Frage, die wir stellen, auch
eine Funktion setzen müssen, damit wir wissen,
WOZU wir die Antwort verwenden können und
WIE wir die Antwort überprüfen können,
•
662 Die Funktion der Produkte über die naturgegebene Wirklichkeit
Nicht allen Wissenschaften ist bewusst, dass wir
die naturgegebene Welt nur beschreiben können.
Aber auch ein Beschreiben benötigt ein WOZU:
Wozu das zu schaffende Denkwerk dienen soll.
Die Einzelwissenschaften setzen dieses WOZU intuitiv.
Denn sonst wären ihre Denkwerke zu nichts nütze.
Die Wissenschaften, die sich mit dem Wissenschaffen befassen,
wollen kein WOZU setzen,
wahrscheinlich, weil funktionales Denken als "profan"
angesehen wird. Eine Auffassung, die noch aus dem Bemühen
stammt, das Absolute zu finden.
Die Wissenschaft blockiert sich damit selber:
Die Chance der Beliebigkeit zu nutzen, erfordert es,
ein WOZU zu setzen; festzulegen, welche Funktion
das zu schaffende Wissen haben soll.
Der Mensch steht an einer Schwelle der Evolution.
Er ist für seine weitere Entwicklung selbst verantwortlich.
Aber er hat diese Schwelle, die er überschreiten muss,
noch nicht erkannt:
Jeder muss selbst entscheiden,
WOZU sein Handeln dienen soll.
Wenn wir die Ursache dafür suchen, warum die Mehrheit der
Einzelnen weder wirkungsbezogen noch demokratisch entscheidet:
Die Mehrheit der Einzelnen hat nicht gelernt,
selbstbestimmt und selbstverantwortlich
Wissen zu schaffen und zu entscheiden.
Weil dem Menschen eingeboren ist, dass er
Wissen schaffen muss, fällt es ihm schwer,
sich damit abzufinden, dass er
viele Fragen nicht beantworten kann.
Deshalb erfinden wir Antworten und halten diese für "wahr",
was auch immer der Bezeichner "wahr" bezeichnen soll.
(DFG)
¹)
Denkwerke über die naturgegebene Wirklichkeit sollen
uns ermöglichen, die naturgegebene Wirklichkeit zu verstehen
und sie veränderbar und beherrschbar zu machen.
Weil wir diese Wirklichkeit nur über unsere Sinne erfassen
können, können wir unsere Sinneseindrücke und Vorstellungen
nur in Modellen darstellen.
Wir können zwar im Laufe der Zeit diese Modelle
verbessern, funktionalere und damit wahrscheinlich
erfolgreichere Modelle bauen. Aber unser Beziehung
zur Wirklichkeit, unser Verhältnis von Modell und
Wirklichkeit, lässt sich nicht aufheben. Einen
anderen Zugang zur Wirklichkeit haben wir nicht.
•
663 Die Funktion der Produkte über kreierte Wirklichkeiten
•
664 Die Funktion der Produkte über den Umgang miteinander
•
665 Die Funktion der Denkwerke zur Darstellung der Denkwerke
•
6651 Die Funktion des Darstellens und Dokumentierens
Unser Denken braucht einen "Halt". Etwas,
o auf dem wir aufbauen können.
o das wir uns ins Gedächtnis zurückrufen können.
o das wir weitergeben können.
o das wir in Stein meißeln, sprich dokumentieren können.
Unsere Vorstellungen müssen sich manifestieren können.
Die Möglichkeiten dazu müssen wir uns schaffen.
Um diese Möglichkeiten mit einem Bezeichner ansprechen
zu können, soll der Bezeichner
Sprache verwendet werden.
Der Bezeichner
Sprache meint also nicht so sehr
die unterschiedlichen Sprachen der verschiedenen
Lebensgemeinschaften, sondern alle Darstellungs- und
Dokumentationsmöglichkeiten, so zum Beispiel auch Modelle.
•
71 Der Mensch sucht Halt
Die Größte Schwierigkeit wissenschaftlichen Schaffens ist
die Sicherheit, der Halt, den der Mensch sucht. Der Mensch
will Antworten. Wenn er keine hat, kreiert er Antworten.
Und weil er darauf besteht, dass diese Antworten wahr sind,
setzt er dieses Antworten als wahr - und glaubt daran. Denn
schließlich will er seine Entscheidungen darauf aufbauen,
•
72 Die Gegebenheit als Ausgangspunkt wissenschaftlichen Denkens
Unser Wissenschaffen hat bis heute noch nicht ernsthaft
danach gefragt, wann man - wissenschaftlich gesichert -
von
wissenschaftlich gesicherten Wissen sprechen kann.
Weil wir uns dieses Problems nicht einmal bewusst sind,
befindet sich die Menschheit in einer Situation, die mit großer
Wahrscheinlichkeit zum Untergang unserer Spezies führt.
Wir haben noch nicht einmal damit begonnen,
unsere Fähigkeit der Bewusstheit zu nutzen.
Wir müssten damit beginnen, dies zu WOLLEN.
Weil wir eine Spezies sind, die die Beliebigkeit in der Funktions-
weise des naturgegebenen Geschehens auch wirklich beliebig
nutzen kann, also auch ohne Rücksicht auf das eigene Überleben,
und, weil wir unsere Heranwachsenden daran hindern, sich
dies bewusst werden zu lassen, ist die Situation wie sie ist.
Weil alles Wachsen nur eine Zunahme an Komplexität bedeutet,
also die Summe des Gegebenen gleich bleibt, kann Neues
nur aus dem werden, das bereits gewordenen ist.
Dies ist, auch wenn es so klingt, keine philosophische
Einsicht, sondern eine realwissenschaftliche Feststellung.
Der Kampf ums Überleben ist dem Universum inhärent. Auch
der Mensch hat sich bis heute nicht davon frei machen können.
Auf Kosten anderer zu überleben, ist naturgegeben.
Die Menschheit hat im Laufe der Jahrtausende immer mehr Wissen
und immer mehr Verhaltensweisen entwickelt, um sich aus dieser
naturgegeben Gefangenheit ihres Verhaltens zu lösen.
Ob bewusst oder unbewusst, ob vorsätzlich oder triebgesteuert,
dieser Prozess des Sichbewusstwerdens wird behindert:
Diejenigen, die über die Erziehung unserer Heranwachsenden
zu Entscheiden haben, wollen die Kontrolle über das
Lernen unserer Heranwachsenden nicht aufgeben.
Wenn wir den Menschen von der Herrschaft durch den Menschen
wirklich befreien wollen, wenn wir Demokratie verwirklichen
wollen, dann müssen wir unsere Heranwachsenden helfen,
dies zu erkennen.
Eine Antwort können wir nur im Prinzip des Werdens des Universums finden:
Alles verändert sich regelgemäß und interagiert beliebig.
Weil das beliebige Interagieren nur die Voraussetzung dafür ist,
eine neue Komplexität auszuprobieren, kann das Universum nur
wachsen, wenn die neue Komplexität existent bleibt.
Das neue, physische Geschehen muss regelmäßig verlaufen,
und in
die Kräfteverhältnisse des Geschehens passen,
die das Steuern des Ablaufs bewirken.
Die alles entscheidende Einsicht ist, dass alles, was existent
bleiben soll, gesteuert werden muss, um in der Bahn zu bleiben.
Alles Steuern ist ein Vergleichen mit einem Kriterium,
das wir aus dem WOZU des Geschehens herleiten müssen.
Das WOZU bezeichnen wir auch als die
Funktion der Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens.
Menschen müssen das WOZU setzen / vereinbaren.
Antworten sind Voraussetzung für unser Überleben. Daher
ist das Suchen nach Antworten in unseren Genen verankert.
So kann es nicht überraschen,
wenn Menschen Antworten kreieren.
Wenn aber diese Kreationen unüberprüfbar gestellt werden,
dann ist ein wissenschaftliches Denken nicht mehr möglich.
Und wenn diese Kreationen den Mitmenschen
für ihr Handeln als verbindlich gesetzt werden,
dann ist ein friedliches Miteinander ausgeschlossen.
Aber weder die Einsicht, dass man ein WOZU setzen muss,
noch die Erkenntnis, dass wir vier funktional grundverschiedene
WOZUs setzen müssen, ist uns bis heute bewusst geworden.
Dass wir ein WOZU haben müssen, um entscheiden zu können,
haben wir Menschen intuitiv wahrgenommen. Deshalb haben
wir uns auf die
Suche nach dem WOZU begeben.
Die Zahl der Ratgeber zur sogenannten "Sinnsuche", zur
Suche nach dem WOZU, bleibt immer noch unüberschaubar.
Die überwiegende Mehrheit der Einzelnen hat nicht erkannt, dass
sie selbst für die Funktionsziele ihres Handelns verantwortlich sind.
Und alle Völker haben zu allen Zeiten ihre WOZUs "gefunden".
Religionen setzen WOZUs und bezeichnen sie als
'Wahrheit'.
Diese WOZUs werden für verbindlich erklärt, auch wenn sie
nicht überprüfbar sind. Sie werden damit zum Maßstab des
Handelns und der Rechtsprechung für jeden Einzelnen.
Der Einfluss dieses Suchens nach dem Absoluten auf unser
Wissenschaftssystem ist nach wie vor vorhanden:
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (
DFG) setzt als Aufgabe
der Wissenschaft die
Suche nach Wahrheit. Sie schreibt in ihrer
Denkschrift zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis:
"Forschung im idealisierten Sinne
ist Suche nach Wahrheit."
²)
•
73 Die Wissenschaftlichkeit wissenschaftlichen Denkens (i.E.)
Im wissenschaffenden Denken hat der Mensch wohl schon früh
erkannt, dass das Universum aus einer Vielzahl von Gegebenheiten
besteht. Schon die Philosophie der Stoa hat die Gegebenheiten
"Physik", "Logik" und "Ethik" unterschieden.
Dies sind drei der vier Funktionen, die von uns
in jedem Handeln integrierend verwendet werden.
(->
Kapitel 65: Jedes Handeln integriert vier Funktionen)
Die Bedeutung dieser Funktionen ist auch von Heinrich Rickert
erahnt worden. Er unterschied in seinem 1888 veröffentlichten
Werk "Zur Lehre von der Definition" bei der Bildung von
Begriffen zwischen
naturwissenschaftlichen,
mathematischen
und
juristischen Definitionen.
Unser Denken und Wissenschaffen ist schon immer intuitiv davon
ausgegangen, dass es für das Entstehen und Wachsen des Universums
nur
eine Funktionsweise geben kann.
Die Wissenschaften, die sich mit dem Wissenschaffen befassen,
haben noch nicht erkannt,
•
dass die naturgegebene Wirklichkeit ein funktional völlig
anderes Geschehen ist, als neue Entitäten, die wir kreieren,
manchmal ganze Welten wie zum Beispiel Logik, Musik, Spiel.
•
dass Wissenschaffen aber eine konkrete, empirische,
realwissenschaffende Tätigkeit ist.
Die Wissenschaften, die sich mit dem Wissenschaffen befassen,
haben intuitiv erkannt, dass wir ein WOZU haben und setzen
müssen, um überhaupt diskutieren und entscheiden zu können.
Sie bezeichnen das WOZU, das sie setzen, als das 'VORAUS'.
Weil man dieses VORAUS setzen muss und weil unser Denken
dieses VORAUS beliebig setzen kann, sind unterschiedliche
wissenschaftstheoretische 'Schulen' entstanden.
Weil jede Schule andere Annahmen setzt über die
Gegebenheiten der Wirklichkeit und über die Art unserer
Beziehung zur Wirklichkeit, ist schon deshalb ein
Vergleichen oder ein Diskutieren ausgeschlossen.
Die Beliebigkeit des Miteinanderverbindens von Geschehen
ermöglicht uns zu bestimmen, WOZU Geschehen miteinander
verbunden werden sollen oder WOZU wir etwas wissen wollen.
Wenn wir aber in das WOZU schon die Antwort "integrieren",
die wir suchen, dann ist dies wie ein Taschenspielertrick:
Das was wir wissen wollen, das WOZU, haben wir zum Beispiel
in der Wissenschaftsphilosophie als VORAUS "versteckt" und
fördern dies als "Antwort" dann mit etwas logischem Aufwand
wieder zu Tage.
Die Idee, so vorzugehen, mag dadurch entstanden sein, dass man
gesehen hat, wie erfolgreich wir die Wirklichkeit darstellen und
dokumentieren konnten - mit Hilfe der Mathematik und ihrer
Darstellungs- und Dokumentationsmöglichkeiten.
Dies war aber nur möglich, weil die Mathematik Entitäten und
Regelmäßigkeiten kreiert hatte, die - so haben wir vermutet - den
Entitäten und Regelmäßigkeiten der Wirklichkeit entsprachen.
Diese Vermutungen konnten wir dadurch bestätigen, dass wir mit
Hilfe dieser Kreationen Darstellungen/Beschreibungen/Modelle
von der naturgegebenen Wirklichkeit geschaffen und verwendet
haben, um unser Handeln zu planen und um dann zu prüfen, ob
diese Planungen erfolgreich waren.
Weil wir mit diesem Vorgehen so erfolgreich waren und sind,
haben wir - ohne über das Wissenschaffen selbst - nachzudenken,
geglaubt, die von uns kreierten Regeln der Logik wären auch
als Regeln des Nachdenkens über unser Wissenschaffen verwendbar.
Eine Analyse der Situation hat nie stattgefunden.
Und die meisten Menschen haben nicht erkannt,
dass sie darüber nachzudenken müssen.
Die Auswirkungen dieser negativen Beharrlichkeit sehen wir
an Weltprojekten wie
Wikipedia oder
Citizendium.
Dass diese negative Beharrlichkeit viel Lebenszeit raubt, werden
Studenten erst gewahr, wenn sie für ihr wissenschaftliches
Arbeiten Hilfe suchen - und - nicht fündig werden.
Die Einzelwissenschaften haben sich dadurch geholfen, dass sie
ihr eigenes wissenswissenschaftliches Wissen geschaffen haben,
und die Einlassungen der Wissenschaften,
die sich mit dem Wissenschaffen befassen,
ihren Studenten nur noch als Pflichtübung abverlangen.
Die Wissenswissenschaft müsste zunächst einmal herausfinden,
was sie herausfinden will. Das für Studenten der Wissenschafts-
und Erkenntnistheorie grundlegende Werk von Schülein/Reitze
schreibt 2002 (4.Auflage 2016):
"Die Aufgabe der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie
hat sich als 'mission impossible' herausgestellt."(S. 28).
Im ersten Kapitel
Wieso Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie?
heißt es unter der Überschrift
Leben-Handeln-Wissen: "Zunächst
stellt sich aber die Frage, wozu Wissen überhaupt benötigt wird."
Diese Fragestellung greift schon zu kurz. Die Überschrift
müsste lauten:
Leben-Handeln-Denken-Wissenschaffen.
Denn wir schaffen nicht nur Wissen, sondern VIER funktional
unterschiedliche Denkwerke, weil unser Denken und Handeln
nicht nur auf die naturgegebene Wirklichkeit beschränkt ist.
Aber auch wenn wir uns auf das Wissenschaffen über das
Wissenschaffen über die naturgegebene Wirklichkeit beschränken:
Der Versuch, mit Hilfe der von uns kreierten Regeln der Logik,
Regeln für das Wissenschaffen zu finden, kann nicht gelingen.
Die Frage die sich stellt, ist aber nicht, warum
ein solcher Versuch nicht gelingen kann. Denn:
Wir wollen herausfinden, wie wir DENKEN müssen. Um dies
herausfinden zu können, müssen wir wissen, WOZU wir das
herausfinden wollen.
Dieses WOZU müssen wir setzen.
Wir haben schon herausgefunden, dass wir vier WOZUs,
vier Funktionen unseres Denkens unterscheiden müssen.
Bitte machen Sie sich frei, von allem was Sie wissen.
Jede dieser vier Funktionen unseres Denken ist eine
eigenständige Entität, auch dann, wenn sie gemeinsam
in einem Handeln verwendet werden.
Das Universum ist
existentielles Werden und evolutionäres Wachsen.
Evolution ist die Zunahme der Komplexität.
Davor dürfen wir nicht zurückweichen.
Wir müssen uns dieser Komplexität bewusst werden,
um sie beherrschen zu können.
Wir wollen wissen, WIE wir jedes dieser eigenständigen
Denkwerke schaffen müssen, damit es die Funktion
erfüllen kann, die wir als WOZU gesetzt haben.
Dazu müssen keine logischen Probleme gelöst werden:
Wir wollen wissen, WIE wir jedes dieser eigenständigen
Denkwerke schaffen müssen, damit es die Funktion
erfüllen kann, die wir als WOZU gesetzt haben.
Und weil dies VIER funktionsverschiedene Produkte sind,
werden wir auch vier verschiedene Produkte des Wissenschaffens
über das Schaffen jeder dieser vier Denkwerke
schaffen müssen.
Entschuldigung:
Aber die zunehmende Komplexität kostet auch zunehmendes
Nachdenken. Ein Drehschwindel wird dabei nicht entstehen,
wenn SIE ihr WOLLEN als WOZU setzen.
Achtung:
Es ist nicht funktional, einen Unterschied machen zu wollen,
zwischen
Theorie und
Praxis oder
zwischen
Wissenschaft und
Politik.
Dies sind nur Versuche,
Sie vom eigenen Wollen und Entscheiden abzuhalten.
Dass wir die Möglichkeiten der von uns
entwickelten mathematisch-logischen Welten verwendet haben,
um unsere Beobachtungen und zu überprüfende Hypothesen
darstellen, dokumentieren und überprüfen zu können, diese
funktionale Beziehung zwischen naturgegebener Wirklichkeit
und denkend kreierter Modelldarstellungen
ist von uns nicht wirklich verstanden worden.
Weil keine der wissenschaftstheoretischen Schulen erfolgreich
war, erfolgreich sein konnte, ist bei der Suche nach der Ursache
dieses Misserfolgs aufgefallen, dass alle Wissenschaftstheorien
von einer "dualen Beziehung" ausgehen:
Dort die Wirklichkeit. Und hier
die Beschreibung jener Wirklichkeit.
Diese Feststellung führte zu der Idee, der Beliebigkeit dadurch
entfliehen zu können
⁴),
dass man auf eine Seite dieser
dualen Beziehung verzichtete: Auf die Wirklichkeit.
Die Philosophie des Non-Dualismus schreibt
nur die Beschreibungen fort. Ein Überprüfen
der Aussagen über die Wirklichkeit ist nicht
vorgesehen: Die Wirklichkeit wird ausgeblendet.
Weil wir die tragende Funktion der Beliebigkeit
im Werden und Wachsen des Universums nicht erkannt haben,
ist die
Beliebigkeit das alles überragende Thema geblieben.
Und weil wir nicht erkannt haben, dass die Chancen der
Beliebigkeit für alle VIER Funktionen jedes Handelns
gelten, haben wir auch nicht erkennen können, dass
nicht nur ein Bündel von Chancen auf uns zukommt,
sondern auch ein Bündel von Verpflichtungen.
Was uns fehlt ist die Einsicht, dass es keine Möglichkeit
gibt, darauf zu verzichten, zu entscheiden:
Wir sind gezwungen zu handeln, wenn wir leben wollen.
Die
Wege aus der Beliebigkeit von denen Alexander Ulfig
spricht, sind keine Wege zum Wissen um das Wissenschaffen,
sondern Wege des Umgangs miteinander, Denkwerke einer
anderen Funktion des Handelns, Zielsetzungen unseres
gemeinsamen Handelns als Bewohner und Verantwortliche
für die Lebensbedingungen auf diesem Planeten.
•
74 Auswege aus der Verantwortlichkeit?
Es gibt weder
Die Flucht aus der Beliebigkeit,
noch gibt es
Wege aus der Beliebigkeit:
Beliebigkeit ist die Grundgegebenheit
des gesamten Universums und unserer Existenz.
Die Beliebigkeit ist die Gegebenheit,
•
die das Werden des Universums und
•
die Freiheit der Entfaltung des Menschen
möglich macht.
Wir wollen sicherlich auf keine dieser Möglichkeiten "verzichten".
Wir können und
müssen die Beliebigkeit nutzen: Wir müssen Entscheidungen treffen.
Nur. Die Mehrheit der Einzelnen soll scheinbar nicht erfahren,
dass jeder Einzelne entscheiden müsste,
und wie man Entscheidungen trifft.
Denn, wenn die Mehrheit der Einzelnen dies nicht weiß und kann,
dann können Einzelne für die Mehrheit der Einzelnen entscheiden.
Wenn wir nicht fremdbestimmt sein wollen, müssen wir lernen,
dass wir ein WOZU, eine Funktion setzen müssen, und zwar
jeder für sich sein WOZU und wir gemeinsam unsere WOZUs.
•
75 Die Funktion gibt das entscheidende Kriterium
Die Evolution des Universums hat rund 14 Milliarden Jahre
in Anspruch genommen. Der Sprung vom blinden Raten und
Glauben zu einem methodisch-gesicherten Wissenschaffen mit
intersubjektiv nachprüfbarem Wissen nur wenige Tausend Jahre.
Zur Zeit haben wir uns in diesen Methoden eingerichtet.
Sie sind pragmatisch. Wir messen und können auf den
vermaßten Beschreibungen neue Anwendungen aufbauen.
Mit der Entdeckung der Funktionsweise des naturgegebenen
Geschehens haben wir das Kriterium entdecken können, das für
alles entscheidend ist, für alles Entstehen und alles Schaffen,
für alles Denken und Wissenschaffen,
für alles Unterscheiden und Entscheiden:
die Funktion eines Geschehens, das WOZU.
Wir hatten erkannt, dass es die Unterschiede sind,
die Wissenschaffen erst möglich machen. Aber wir
hatten nicht erkannt,
dass es die
Funktion eines Geschehens ist,
dass es das ist, was ein Geschehen bewirkt,
was den
entscheidenden Unterschied ausmacht.
Die Einzelwissenschaften mussten nie darüber nachdenken.
Sie hätten das Wissen nicht schaffen können, um eine Brücke
bauen zu können, wenn sie kein WOZU gesetzt hätten.
Wenn wir uns die Gliederungen unseres Wortschatzes oder die
Gliederung der möglichen Bedeutungen eines Wortes ansehen
(zum Beispiel um Synonyme zu finden): Wir gliedern nach
funktionalen, anwendungsorientierten Kriterien.
Die Wirtschaftslehre, insbesondere die Lehre vom Steuern der
Handlungseinheiten (Betriebe), hat sich von einer statischen,
gegenstandsbezogenen Betrachtungsweise, der Kombination von
'Produktionsfaktoren', zu einer dynamischen Betrachtungsweise,
der Kombination von Prozessen, entwickelt.
Mit der Entdeckung der vier Funktionen jeden Handelns können
wir auch die Gesamtheit der Felder unseres Wissenschaffens und
Forschens funktional ('sachgerecht') gliedern.
⁵)
Der Bezeichner logisch wäre hier fehl am Platze.
Alle Themengebiete der Philosophie finden damit
einen eigenständigen, funktionalen Standort.
Unsere Wissenschaften können auf eine Fundus von Erkenntnissen
zugreifen, die jetzt alle einer neuen Darstellung bedürfen,
um für die kommenden Generationen bewahrt zu werden.
Auf dem Wege zu diesem Traktat sind zu diesem Thema entstanden:
•
Funktionalität, das naturgegebene Ordnungskriterium
(wissenschaffen.org/verstehen/denken/a004_funktionalitaet-als-ordnungskriterium.htm)
•
Wissenswissenschaft oder Wissenschaftsphilosophie ?
(www.wissenswissenschaft.de/a005_funktionalitaet.htm)
Die Funktionsweise des Universums:
Alles, was existent ist, ist gesteuertes Geschehen.
Steuern bedeutet "in der Bahn halten".
Zwei Arten des Steuerns sind zu unterscheiden:
•
Eine gesetzmäßige und autonome Steuerung
sorgt für
Regelmäßigkeit und damit für
das Existentbleiben eines Geschehens.
•
Die Beliebigkeit des Miteinanderverbindens von
Geschehen erzwingt ein individuelles Entscheiden über die
Funktionsfähigkeit des gerade erzeugten, neuen Geschehens,
und führt, wenn die neue Verbindung funktionsfähig ist,
möglicherweise zu einer neuen, autonomen Steuerung und
damit zum Existentbleiben des neuen Geschehens.
Im Laufe der Evolution sind immer
komplexere Steuerungsverfahren entstanden.
Beliebigkeit ist die Grundgegebenheit des Universums und
die Grundgegebenheit unserer Existenz.
Unser Denken und Schaffen unterliegt - wie alles Geschehen -
der Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens:
Wir müssen für alles was wir tun,
eine Zielfunktion, ein WOZU
setzen.
Und weil jedes menschliche Tun mehrere Funktionen
in Einem wahrnimmt, müssen wir bei jedem Tun
für jede dieser Funktionen ein WOZU setzen.
Die Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens ermöglicht
uns - aufgrund der Beliebigkeit des Interagierens -
die Freiheit der Entfaltung.
Dies erzwingt von uns - "im Gegenzug" - die WOZUs zu setzen,
die notwendig sind, um Entscheidungen treffen zu können.
Die frühen Menschen, zu denen wir auch noch gehören,
haben dies
nicht erkannt. Aber sie haben intuitiv gewusst,
dass sie die Funktionen ihres Handelns setzen müssen und
dass sie Erklärungen benötigten, um Handeln zu können.
Deshalb haben sie sich auf die Suche begeben nach dem
'Sinn des Lebens' und
der "Wahrheit".
Und wer eine "Wahrheit" gefunden hatte, musste diese, weil
sie nicht überprüfbar war, absolut setzen, um sie zur Grundlage
seiner Existenz machen zu können. Und wenn diese "Wahrheit"
absolut war, musste sie auch für alle anderen gültig sein.
So entstand - naturgegeben - in Verbindung mit dem Kampf
ums Überleben auf Kosten des Sterbens anderer Gegebenheiten
ein Verhalten, das uns bis heute zum Beherrschen unserer
Mitmenschen und zu einer stetigen Zerstörung unser Art
und unseres Lebensraumes bringt.
In der Evolution sind uns aber auch Fähigkeiten zugewachsen,
die es uns ermöglichen würden, unser Verhalten zu steuern:
Bewusstheit, Intuition und Kreativität
Wenn wir selbstbestimmt leben und mehrheitlich die Geschicke
des Weltgeschehens bestimmen wollen, müssten wir uns unserer
Situation bewusst werden und die uns zugewachsenen besonderen
Fähigkeiten nutzen, um eine Lösung zu finden.
•
Jeder Einzelne muss selber lernen, dass
Beliebigkeit die
Grundgegebenheit - des Universums und unserer Existenz -
ist, und dass jeder Einzelne daher gezwungen ist, die Ziele
seines und unseres Handelns bewusst verantwortend zu setzen.
•
Jeder Einzelne muss selber erkennen, dass wir nicht hätten
überleben können, wenn wir als Kinder nicht die Ziele unserer
Eltern und Lehrer übernommen und verinnerlicht hätten und
dass dadurch eine tiefe Bindung an diese Ziele entstanden ist.
Wir müssen erkennen, dass die Ziele der Gemeinschaften,
zu denen wir gehören wollen, unsere Freiheit der Wahl
und unsere Freiheit der Selbstentfaltung einschränken.
Nur wenn wir dies erkannt haben, können
wir die notwendigen Konsequenzen ziehen.
Wenn wir dies erkannt haben und wenn wir stark genug
sind, könnten sich unsere Prioritäten drastisch verändern.
Selbstbestimmt und verantwortungsbewusst Handeln zu wollen,
erfordert starke Persönlichkeiten, die sich nicht durch den Druck
der 'Existenzgemeinschaften' zwingen lassen.
Unser Handeln hat vier Funktionen, drei 'Beziehungsfunktionen'
und jede dieser drei Funktionen eine vierte,
die Funktion der Darstellung und Dokumentation.
Wir müssen für jede dieser Funktionen ein WOZU,
eine Funktion setzen.
Dass man für eine Funktion eine Funktion setzen soll,
erscheint vielleicht verwirrend.
Aber wenn man sich daran erinnert, dass alles
Geschehen funktional ist, und dass alles Werden
ein beliebiges Verbinden von Funktionen ist,
dann wird verständlich, warum das Werden des Universums
und warum unser Schaffen von Denkwerken Universen
hierarchisch miteinander verschränkter Funktionen schafft.
Warum wir Regeln für das Verhalten im Umgang miteinander
(Ethik, Recht, ...) setzen/vereinbaren und kodifizieren müssen,
ist schon angesprochen worden (-> Kapitel 664).
Die Funktion der Produkte über den Umgang miteinander.
Die Chance der Beliebigkeit erlaubt uns beliebige Regeln zu
setzen. Die Entwicklungsgeschichte zeigt, dass das Setzen
dieser Regeln einherging mit dem Kampf um Macht. Daran
hat sich bis heute nichts geändert.
Die Funktionsweise des naturgegebenen Geschehens ermöglicht
Jedem aufgrund der Chance der Beliebigkeit sich frei zu
entfalten, und die ihm zugewachsenen Fähigkeiten der Intuition,
Kreativität und Bewusstheit zu entwickeln und zu nutzen.
Für jedem Menschen sind dies naturgegebene Möglichkeiten.
Das heißt, das jeder Mensch
von Natur aus das Recht hat,
selbstbestimmt zu entscheiden und zu handeln.
Diese Möglichkeiten wahrnehmen zu können, muss erlernt werden.
Und jeder muss über die notwendigen Ressourcen verfügen,
dieses Recht auch ausüben zu können.
Diese Möglichkeiten wahrzunehmen zu können, bedeutet
darüber hinaus auch zu lernen, sich erfolgreich
behaupten zu können im Kampf um die Macht,
die Regeln des Miteinander mit bestimmen zu können.
In den Regeln des Miteinander, dem Grundgesetz der
Bundesrepublik Deutschland, wird als erstes, konkretes Recht
das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit genannt.
Das heißt, dass jeder Einzelne seine naturgegebenen
Möglichkeiten frei nutzen und entfalten kann, ist
geltendes, kodifiziertes Recht (Art 2.1 GG), an das alle,
Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung
unmittelbar gebunden sind (Art 1.3 GG).
Uns Menschen ist bisher nicht bewusst geworden:
Wenn das Entstehen von Geschehen nicht
beliebig wäre,
könnte nichts Neues entstehen. Das Universums ist ein
Experimentallabor.
Gedankensammlung:
Wenn Geschehen regelmäßig wird, wird es existent.(=Prozess)
Es bleibt aber nur dann existent,
wenn es in das Umfeld passt, funktional ist.
Weil Prozesse beliebig miteinander interagieren können,
können sich Geschehen mit neuen Funktionen entwickeln.
(
Evolution).
In der Evolution sind Möglichkeiten entstanden, Baupläne und
Verhaltensweisen zu dokumentieren und zu vervielfältigen.
Dass neues Geschehen nur dann Bestand hat,
wenn es in das Umfeld passt, funktional ist.
Dies verhindert ein Vermüllen des Universums.
Das Entscheiden über die Funktionalität eines neuen Gescheschens
ist Überlebensbedingung des Universums selbst.
Eine Erkenntnis, die sicherlich auch für die
Überlebensfähigkeit der Menschheit gültig ist.
<--
⁰)
edoc.bbaw.de/frontdoor/index/index/docId/828
nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:b4-opus-9913
Debatte 5 – Kausalität
Streitgespräche in den Wissenschaftlichen Sitzungen
der Versammlung der Berlin-Brandenburgischen Akademie
der Wissenschaften am 9. Dezember 2005 und 5. Mai 2006
Autoren:
Harald Fritzsch, Siegfried Großmann, Martin Hellwig,
Reinhold Kliegl, Christoph Markschies,
Jürgen Mittelstraß, Jürgen Osterhammel,
Ortwin Renn, Christine Windbichler, Anton Zeilinger
Teilnehmer:
Ash, Mitchell; Bredekamp, Horst; Fritzsch, Harald;
Gethmann, Carl Friedrich; Großmann, Siegfried;
Hasinger, Günther Gustav; Hellwig, Martin;
Klein, Wolfgang; Kliegl, Reinhold; Lucas, Klaus;
Markl, Hubert; Markschies, Christoph; Menzel, Randolf;
Mittelstraß, Jürgen; Nida-Rümelin, Julian;
Osterhammel, Jürgen; Renn, Ortwin; Rösler, Frank;
Sauer, Joachim; Scheich, Henning; Voßkamp, Wilhelm;
Wagner, Rudolf; Windbichler, Christine; Zeilinger, Anton
-->
¹)
²) Die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (
DFG) setzt als Aufgabe
der Wissenschaft die
Suche nach Wahrheit. Sie schreibt in ihrer
Denkschrift zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis:
"Forschung im idealisierten Sinne ist Suche nach Wahrheit."
In: Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis - Denkschrift
Safeguarding Good Scientific Practice - Memorandum
-
Empfehlungen der Kommission
„Selbstkontrolle in der Wissenschaft“
Recommendations of the Commission on
Professional Self Regulation in Science
S.40, "2.1 Normen der Wissenschaft"
Print-ISBN 978-3-527-33703-3
© 1998, erste Auflage, WILEY-VCH Verlag, Weinheim
© 2013, ergänzte Auflage, WILEY-VCH Verlag, Weinheim
³)
Zu den
Wissenswissenschaften zählen:
Wissenschaftsphilosophie, Wissenschaftstheorie
Wissenschaftslogik, Wissenschaftslehre
Erkenntnistheorie, Epistemologie, Erkenntnislehre
Wissenschaftsforschung
⁴) Mitterer, Josef
Die Flucht aus der Beliebigkeit
Fischer, Frankfurt 2001
Velbrück Wissenschaft, Weilerswist, 2011
⁵)
Hans-Josef Heck:
9.5.1 Die Neuordnung der Wissenschaftsbereiche
Wissenschaffen und Handeln
Eine Grundlegung der Wissenschafts- und Wirtschaftstheorie
Gardez!, Remscheid 2008, Seite 61f.