Hans-Josef Heck
Welche Bedeutung hat das Wissen vom Wissenschaffen
für ein selbstbestimmtes Lernen?
Version ohne
1.
"Wer Wissen schaffen will, muss eine Funktion setzen,
damit das geschaffene Wissen eine Funktion hat."
Die erste Reaktion auf diese Aussage dürfte sein:
"Das ist eine Tautologie."
Diese Aussage ist aber keine Tautologie, sondern eine Setzung. Diese Setzung ist
der Anfang allen Wissenschaffens. Sie bedeutet:
Wir wollen, das unser Wissenschaffen
einen Sinn, eine Funktion hat.
Dass diese Aussage tautologisch klingt, liegt daran,
dass es eine oberste Setzung ist.
Die zweite Reaktion ist:
Es ist doch selbstverständlich, dass unser
Wissenschaffen einen Sinn, eine Funktion haben soll.
Warum sonst, sollten wir Wissenschaffen wollen?
Einverstanden! Damit hätten wir eine Vereinbarung getroffen.
Diese Vereinbarung ist aber gar nicht so selbstverständlich.
Sie erst bietet uns die Möglichkeit, uns zu verständigen.
Hinweis:
Die Einsicht, dass wir eine Vereinbarung treffen müssen,
muss also auch Grundlage und Ausgangspunkt einer Wissenschaftstheorie sein.
2.
Wenn wir wissen wollen, welche Bedeutung, besser: welche Funktion, das Wissen
vom Wissenschaffen für ein selbstbestimmtes Lernen hat, dann müssen wir als
Erstes setzen und vereinbaren, welche Funktion selbstbestimmtes Lernen haben
soll.
Denn nur, wenn wir uns über diese Funktion einig sind, können wir auch
feststellen, ob ein bestimmtes Wissen, hier das Wissen vom Wissenschaffen,
diese Funktion erfüllt.
Selbstbestimmtes Lernen hat wahrscheinlich viele Funktionen.
Als Kernfunktion schlage ich vor:
Selbstbestimmtes Lernen soll es dem Individuum möglich machen,
- bewusst eigene Ziele zu setzen und
- zu entscheiden, was geschehen muss,
um diese Ziele zu erreichen.
Um Entscheidungen treffen zu können, muss man nicht nur wissen, was man will,
sondern man muss auch das Wissen in der Sache selbst und das Wissen über die
"richtige" Verarbeitung diese Wissens haben. Eine funktionsgerichtete,
betrachtungsbereichgerechte und wissenschaftsgerechte Entscheidung dürfte das
sein, was wir im allgemeinen unter einer "vernünftigen" Entscheidung
verstehen.
3.
Diese Überlegungen zeigen, dass eine Wissenschaftstheorie nichts
"philosophisch-spekulatives" sein darf, sondern "handfeste" Anforderungen
erfüllen, sprich anwendbar sein muss.
Das Wissen vom Wissenschaffen soll dem Handeln dienen. Daher bezieht es seine
Funktion. Das heißt, das Wissenschaffen über das Wissenschaffen ist nicht
denkbar, ohne dass wir die Funktionen unseres Handelns setzen.
Es gibt eine Wissenschaftstheorie, die diesen Ansatz verfolgt: Die
Funktionsorientierte Theorie des Wissenschaffens und Handelns.
4.
Eine Einsicht ist nicht mehr aktuell dargestellt:
Unsere Denken übt vier Funktionen aus, die hier
zunächst als 'Kategorien des Wissens' bezeichnet wurden.
Es sind vier grundverschiedene Funktionen,
die von uns im Handeln intergriert werden.
Unser Denken ist daher auch in der Lage vier funktional
unterschiedliche Produkte zu schaffen, die aber nicht
miteinander verarbeitet werden können und dürfen.
Die Funktionsorientierte Theorie des Wissenschaffens und Handelns liefert
- außer der Einsicht, dass alles Wissenschaffen voraussetzt, dass man sich auf
die Funktion des zu schaffenden Wissens einigt und das diese Funktionen aus
den Funktionen des Handelns gewonnen werden müssen, - eine weitere,
entscheidende Einsicht:
Es gibt vier Kategorien von Wissen, unterschieden nach den Funktionen, die das
Wissen im Entscheidungsprozess hat.
Diese vier Kategorien unterscheiden sich ferner in der Art und Weise, wie
dieses Wissen gewonnen, dargestellt und überprüft werden kann.
Dieses Wissen über die Kategorien des Denkens ist die entscheidende
Voraussetzung für ein wissensgerechtes Wissenschaffen.
Beispiel 1:
Wahrheitstheorien (besser: -> Überprüfungstheorien):
! Alle sind wahr ! ??? - Ja! - Klasse!
Beispiel 2:
"Begriffs"bildung:
Wie können wir überprüfen, ob der Begriff "Begriff" richtig gebildet ist?
Beispiel 3:
Modell"begriff":
Der Versuch einen alles umfassenden Begriff "Modell" zu schaffen, muss
scheitern. Warum?
Beispiel 4:
Warum ist das "Produktionsfaktorsystem" von Professor zu Professor ein
anderes, wenn ein "Produktionsfaktor" doch die Grundgröße der
Wirtschaftswissenschaften sein soll.